



Das New Queer Cinema umfasste v. a. Filme aus den USA und England, die schwules, lesbisches und transgender Leben, Lieben und ja, auch Leiden (Aids!) zu ihrem Inhalt hatten und von Regisseur/innen geschaffen wurden, die wussten, wovon sie redeten. Die Protagonist/innen der Filme verweigerten sich den Normen und Regeln einer konventionellen – und als heteronormativ bezeichneten – Gesellschaft. Identität und Sexualität wurden als Konstrukte entlarvt, und man plädierte für fliessende Übergänge. Lesbisch- oder Schwulsein wurde nicht mehr problematisiert, sondern war selbstverständlich.
So etwa in Rose Troches «Go Fish» (1994) oder der überdrehten Komödie «But I’m a Cheerleader» von Jamie Babbit. Cheryl Dunye wiederum schuf den ersten Film mit einer schwarzen Lesbe im Zentrum – «Watermelon Woman» – und erfand dabei gleich noch ein neues Genre, das «Dunyementary». Derek Jarman konnte Mitte der 80er, als er HIV-positiv diagnostiziert wurde, bereits auf ein namhaftes filmisches Werk zurückschauen, zu dem etwa «Sebastiane» und «Caravaggio» gehörten. Tom Kalin, der in derselben Zeit seine Auseinandersetzung mit HIV filmisch verarbeitete, reiht sich mit «Swoon» (1992) in diesen Reigen der New-Queer-Cinema-Filme ein. Als Special Guest wird Mark Christopher seinen Film «Studio 54» von 1998 im neu geschnittenen Director’s Cut präsentieren und erstmals zeigen, welche homosexuellen Handlungsstränge von den damaligen Produzenten verweigert wurden.
Ein Filmprogramm und ein Gespräch mit B. Ruby Rich sowie den Filmemacher/innen Cheryl Dunye, Tom Kalin und Mark Christopher, moderiert von Skadi Loist, gehören zu diesem Fokus.
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Reprise Spielfilm
1924 entführen Nathan (Babe) Leopold und Richard (Dickie) Loeb den Jungen Bobby und bringen ihn mutwillig um. Der Fall «Leopold & Loeb» wurde medial ausgeschlachtet und ging in die Kriminalgeschichte der USA ein. Tom Kalin setzt in «Swoon» den Fokus auf die bedingungslos homosexuelle Beziehung zwischen Babe und Dickie und verschafft der Geschichte dadurch eine neue Dimension. Die beiden tauschen gar Eheringe aus und bleiben so über den Tod hinaus miteinander verbunden.
In atmosphärischem Schwarzweiss gedreht, brach Kalin mit dem damals konventionellen Kino und zeigte zwei Schwule in völlig neuem Kontext. «Swoon» wurde während seiner Erstauswertung sehr positiv bewertet und gilt als einer der Wegbereiter des «New Queer Cinema». Grund genug, diesen Meilenstein im Kontext des New-Queer-Cinema-Fokus als Reprise auf die Leinwand zu bringen.